Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bezeichnet, ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung. Und sie ist weit verbreitet: Allein in Deutschland leiden circa 3,7 Millionen Menschen unter den zum Teil stark juckenden Hautrötungen und Entzündungen.1 Meist tritt Neurodermitis im Säuglings- und Kleinkindalter auf, etwa jedes achte Vorschulkind ist davon betroffen.1 Bei rund drei Prozent der Betroffenen halten die Symptome über das Jugendalter hinaus an – oft verbunden mit einem hohen Leidensdruck.2 Was Menschen mit Neurodermitis quält, sind nicht nur extrem trockene, zum Teil entzündete und rissige Hautpartien und der fast unerträgliche Juckreiz. Menschen mit Neurodermitis sind vielen Vorurteilen ausgesetzt. Dazu tragen auch einige Mythen rund um Neurodermitis bei, die falsch oder mittlerweile überholt sind. Höchste Zeit also, damit aufzuräumen und die Fakten hinter dieser chronischen Krankheit zu erklären!
Nein, Neurodermitis ist eine komplexe Erkrankung des Immunsystems. Durch die gestörte Hautbarriere können Reiz- und Schadstoffe, allergieauslösende Stoffe (sogenannte Allergene) und Keime leichter in den Körper eindringen.2 Das Immunsystem reagiert auf allergieauslösende Stoffe wie beispielsweise bestimmte Lebensmittel oder Pollen mit einer überschießenden Immunreaktion. Diese äußert sich in Form von Entzündungsprozessen. Neben dem anhaltenden Juckreiz und den zum Teil großflächigen Hautausschlägen leiden Menschen mit Neurodermitis teilweise auch unter psychischen Beschwerden, wie beispielsweise Depressionen.1
Menschen mit Neurodermitis erleben immer wieder, dass sie ausgegrenzt werden – häufig aus Angst vor Ansteckung.3 Ein Vorurteil, das besonders verletzend und vor allem falsch ist. Bei der entzündlichen Hauterkrankung Neurodermitis handelt es sich nicht um eine Infektion, sondern eine Fehlregulation des Immunsystems.2
Hygiene ist wichtig, aber Neurodermitis entsteht nicht durch mangelnde Sauberkeit. Im Gegenteil: Übermäßiges Waschen und der Einsatz irritierender Reinigungsmittel können die Symptome sogar verschlimmern.4
Von wegen! Auch wenn es keine Heilung für die chronische Erkrankung gibt, stehen heute effektive und innovative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.5 Die moderne Medizin bietet eine Vielzahl an hochwirksamen, zielgerichteten Therapieoptionen in Form von Spritze oder Tabletten, die die Symptome lindern können. Deshalb ist es wichtig, nicht aufzugeben und frühzeitig eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufzusuchen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Auch wenn die derzeitige Therapie nicht die gewünschten Erfolge erzielt, sollte sich aktiv mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt über mögliche Alternativen ausgetauscht werden.
Tatsächlich können Allergien die Symptome verstärken, sie sind aber nicht die primäre Ursache der Erkrankung.4 Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen allergischen Reaktionen und Neurodermitis gibt, haben nicht alle Menschen mit Neurodermitis zwangsläufig Allergien. Ähnlich verhält es sich mit Stress: Stresssituationen können einen Neurodermitis-Schub begünstigen, da Stress das Immunsystem von Neurodermitikern zusätzlich belastet.4
Hausmittel wie etwa Wickel mit schwarzem Tee oder Aloe Vera-Umschläge können zwar entzündungshemmend wirken und zur Linderung von Symptomen beitragen, aber die Ursache der Erkrankung nicht behandeln. Daher sollten sie keinesfalls als alleinige Behandlungsoption betrachtet werden. Dermatologinnen und Dermatologen empfehlen als Grundlage eine umfassende Basispflege mit Salben, rückfettenden Cremes und Lotionen, die auf die persönlichen Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten abgestimmt sind.6 Insbesondere bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis können neben der Basispflege, auch innerliche, sogenannte systemische Therapie-Möglichkeiten helfen. Diese wirken auf das Immunsystem und behandeln somit die Ursache der Erkrankung und nicht nur die Symptome.
Hat euch das Unwissen rund um Neurodermitis schon einmal das Leben schwer gemacht? Im Internet findet man viele Informationen, die mit Vorsicht zu betrachten sind. Deshalb ist eine dermatologische Facharztpraxis auf jeden Fall die beste Anlaufstelle, um sich über zeitgemäße, individuell abgestimmte Therapieoptionen aufklären zu lassen. Nur durch eine fundierte medizinische Beratung könnt ihr die bestmögliche Versorgung erhalten und ein Leben mit Neurodermitis führen, das so normal und komfortabel wie möglich ist. Lasst uns gemeinsam dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und das Verständnis für die Erkrankung zu fördern.
Ihr habt noch nicht die richtige Praxis gefunden, die euch weiterhelfen kann und wo ihr umfassend über neue Therapie-Möglichkeiten beraten werdet? Dafür gibt es die Hautarztsuche oder den OnlineDoctor, den ihr unter folgendem Link findet:
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