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Dr. Weisenseel im Interview über Therapieziele

Neurodermitis betrifft nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Haut, sondern wirkt sich in ausgeprägten Formen auf den ganzen Körper aus. Betroffene finden sich häufig mit dem damit verbundenen Juckreiz, dem Schlafmangel und der psychischen Belastung ab und vernachlässigen dabei ihre eigenen Wünsche. Doch diese rücken immer mehr in den Fokus des Interesses. Denn mit klaren Wünschen und Erwartungen lässt sich auch leichter die richtige Therapieentscheidung treffen.

Um diese Therapieziele geht es heute. In diesem Artikel möchten wir den Blick auf klare Ziele für die Behandlung von Neurodermitis lenken und dich ermutigen, konkrete Fragen zu formulieren und Wünsche und Bedürfnisse zu definieren. Dafür kann es auch notwendig sein, dass du dir mit Hilfe einer Checkliste, etwa dem Neurodermitis-Alltags-Check, bewusst machst, wie stark dich die Symptome im Alltag belasten.

Im Interview verdeutlicht Dr. med. Peter Weisenseel, Facharzt für Dermatologie am Dermatologikum in Hamburg, warum Therapieziele auch aus Expertensicht so wichtig sind und wie diese in den Behandlungsplan eingebunden werden können. 

Therapieziele gemeinsam definieren

Für eine erfolgreiche Behandlung ist ein vertrauensvolles Arztgespräch essenziell, das eine tiefe Arzt-Patienten-Beziehung voraussetzt. Menschen mit Neurodermitis wünschen sich Verständnis für ihre Situation und die persönlichen Begleitumstände, die die Neurodermitis mit sich bringt. Neben den medizinischen Notwendigkeiten wie einer regelmäßigen überprüfenden Diagnostik des jeweiligen Hautzustandes sollte es deswegen immer auch um die konkreten Wünsche und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten gehen.

Das „Wir" zählt

Um für Patientinnen und Patienten die besten Ergebnisse zu erreichen, ist es sinnvoll, auch auf Seiten des Arztes oder Ärztin viele Fragen zu stellen. Sie sind die Basis, um gemeinsam Ziele zu formulieren und zu definieren. Was möchte die Patientin oder der Patient? Welche Wünsche sind dem Menschen, der vor mir sitzt, am wichtigsten? Welche langfristigen Ziele möchten wir gemeinsam erreichen? Das konkrete Ziel sollte auf jeden Fall sein, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Das bestätigt auch Dr. Weisenseel: „Wichtig ist aus meiner Sicht, dass das ärztliche Gespräch auch darauf abzielt, welche Wünsche und welche Therapieziele Patientinnen und Patienten haben. Das muss nicht immer das gleiche Therapieziel sein, was wir ärztlicherseits anstreben.“

Die Messbarkeit des Behandlungserfolgs

Ärztinnen und Ärzte verwenden verschiedene Methoden, um den Zustand der Haut bei Neurodermitis zu messen. Dazu gehören Fotografien der betroffenen Hautstellen und Scores, die die Schwere der Erkrankung bewerten. Ein guter Tipp ist, selbst Fotos vom Hautzustand zu machen. Das hilft zum einen dabei, positive Veränderungen bewusster wahrzunehmen. Zum anderen kann man damit auch in der Praxis dokumentieren, welche Phasen besonders belastend waren, auch wenn sich die Haut zum Zeitpunkt des Praxisbesuchs etwas beruhigt hat. Zudem hilft es, die Auswirkungen der Erkrankung auf einzelne Lebensbereiche genau zu reflektieren und festzuhalten – dabei kann beispielsweise der Neurodermitis-Alltags-Check helfen. Diese kontinuierlichen Überprüfungen sind entscheidend, um den Verlauf der Krankheit zu verfolgen und die Wirksamkeit der Therapie zu bewerten. „Also es gibt die Ziele, die wir sehen und spüren und messen können“, sagt Dr. Weisenseel. Das betrifft die Trockenheit der Haut, die Rötungen und Hautveränderungen. 

Ganzheitliche Betrachtung des Gesundheitszustands

Neben dem äußeren Erscheinungsbild ist es für Ärztinnen und Ärzte von entscheidender Bedeutung, den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten vollumfänglich zu erfassen. Dazu gehören persönliche Fragen zur Intensität des Juckreizes, zur Schlafqualität und zu den psychischen Auswirkungen der Erkrankung. Dr. Weisenseel: „Ganz wichtig ist aber auch, dass wir den Patienten begleiten. Wir wollen, dass sich der Juckreiz bessert. Wir wollen, dass das Schlafverhalten besser wird.“ Seiner Meinung nach spielt auch eine Rolle, ein Verständnis für die Schwierigkeiten im Alltag zu entwickeln, damit sich die Stimmung zum Positiven verbessert und Menschen mit Neurodermitis ihrer Arbeit besser nachgehen und ihr Leben genießen können. Ein umfassendes Verständnis des Gesamtzustands und der Wünsche der Betroffenen ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, die Therapie individuell anzupassen.

Erfolgsgefühle, wenn die Ziele erreicht werden

Besonders freut Experten wie Dr. Weisenseel, wenn die Therapie anschlägt und spezifisch messbare Verbesserungen zeigt: „Wenn sie dann auf einmal ein neues Lebensgefühl bekommen und vielleicht schon nach einigen Tagen anrufen und sagen: Kann das sein, dass der Juckreiz schon besser ist? Oder, wenn sie nach einigen Wochen zur Kontrolle kommen und sagen: Jetzt habe ich endlich mal wieder geschlafen. Und in der Arbeit bin ich auch schon besser gelaunt und einfach konzentrierter. Das sind einfach so schöne Erfahrungen.“ 

 

Auch wenn du selbst bisher nicht so gute Erfahrungen mit der Behandlung deiner Neurodermitis gemacht hast – gib nicht auf. Zwar gibt es noch keine Heilung für die chronische Erkrankung, aber es stehen heute neue, effektive Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die dir helfen können, deine Lebensqualität zu verbessern.

Falls du bereits mit deiner Hautärztin oder deinem Hautarzt einen Therapieplan aufgestellt hast, lohnt es sich auch immer wieder zu hinterfragen, ob du schon deine persönlichen Ziele erreicht hast.

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