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Wie gehe ich mit Kommentaren im beruflichen Umfeld um?

Der Umgang mit Anmerkungen oder Kommentaren von Kolleginnen und Kollegen oder sogar Vorgesetzten ist ein sehr schwieriges Thema für mich, da ich in der Arbeitsumgebung schon häufiger auf mein Aussehen wegen meiner Neurodermitis angesprochen wurde. Ich gehe davon aus, dass mich keine Person ernsthaft mit den Fragen und Aussagen verletzen wollte, jedoch haben diese natürlich trotzdem etwas mit mir gemacht. Nach mehreren Berufsjahren kann ich heute sagen: ich spreche offen und direkt an, was ich durch die Aussagen empfinde, und arbeite vergangene Erfahrungen durch Kommunikation auf. Folgende Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit beispielsweise gemacht:

  • Ich wurde als „Clown“ betitelt, da die Haut um meine Augen herum rot und geschwollen war.
  • Ich wurde mit einer Person verglichen, die sich selbst am Arm verletzt, weil ich dort aufgrund extremer Ekzeme mehrere Wochen einen Verband tragen musste.
  • Auf dem Arbeitsweg hat sich eine Person im Zug von mir weggesetzt, als ich mich gekratzt und danach eingecremt habe.

Diese oder ähnliche Aussagen musst du nicht hinnehmen. Du kannst z.B. entgegnen:

  • „Du überschreitest mit deiner Aussage meine persönliche Grenze.”
  • „Ich fühle mich unwohl dabei, auf deine Aussage einzugehen, weil sie mich verletzt."
  • „Bitte sprich mich nicht mehr darauf an. Wenn für mich der richtige Zeitpunkt gekommen ist, gehe ich auf dich zu und suche den Austausch.”

Was mache ich bei akuten starken Schüben?

Mein Umgang mit Neurodermitis und starken Schüben im Berufsalltag ist tatsächlich sehr individuell. Es kommt immer auch ein wenig auf meine innere Stärke an, wie ich den Schub gerade für mich verarbeiten kann. Es kann zum Beispiel sein, dass mein Schub so stark ist und mir jede Energie, jeden Antrieb und jeden Funken Konzentration nimmt – dann ist die einzige Option eine Krankmeldung.

Wenn auch du von einem Neurodermitis-Schub betroffen bist, dann definierst du allein, welche Art der Unterstützung du benötigst. Eine Krankmeldung ist in jedem Fall sinnvoll, um Kraft zu tanken und sich von den Strapazen zu erholen. Es kann aber auch sein, dass ich die Stärke besitze, um mit dem Schub einigermaßen gut umgehen zu können. Dann lege ich regelmäßige Pausen zwischen den Projekten ein, gehe häufiger für eine kurze Pause an die frische Luft und versuche Telefonate während eines Spaziergangs wahrnehmen zu können. Voraussetzung für meinen Umgang mit Neurodermitis-Schüben im Beruf ist der Umgang mit geeigneten Pflegeprodukten. Ich habe an einer Neurodermitis-Schulung teilgenommen und mir von einer Reihe an Expertinnen und Experten erklären lassen, welche Möglichkeiten es zur Selbsthilfe gibt. Ob das jetzt progressive Muskelentspannung, Cremes oder Methoden zur Juckreizlinderung sind: Die Balance aus diesen Maßnahmen hilft mir auch, mit Schüben umzugehen – egal wann sie auftreten.

Zugleich ist es wichtig, dass an der Behandlung der Erkrankung selbst angesetzt wird. Dafür lege ich dir ans Herz, dich regelmäßig bei deiner Dermatologin oder deinem Dermatologen darüber zu informieren, welche (neuen) Therapiemöglichkeiten für dich infrage kommen. In den letzten Jahren hat sich in der Forschung viel getan!

Wie vereinbart man den Job mit der Neurodermitis und den Arztterminen?

Sofern für mich Arzttermine anstehen, kündige ich diese immer offen und rechtzeitig an. Als Patientin muss ich den Termin nehmen, der mir angeboten wird, da die Flächenversorgung für Menschen mit Neurodermitis nicht gegeben ist. Hier habe ich unterschiedliche Erfahrungen mit Arbeitgebern gemacht: Die einen wollten immer einen Nachweis über meine Aufenthaltsdauer bei meiner Ärztin, die anderen hatten mehr Verständnis, sodass ich die Zeit einfach nacharbeite. Grundsätzlich habe ich durch die sich teilweise wirklich häufenden Termine gelernt:

  • Meinem Arbeitgeber frühzeitig davon in Kenntnis zu setzen, wenn Termine anstehen, diese im Kalender zu vermerken und so eine Terminkollision proaktiv zu vermeiden.
  • Zur Sicherheit für mich immer eine Bestätigung über den Aufenthalt bei der Ärztin mitzunehmen.
  • In enge Absprache mit direkten Kolleginnen und Kollegen zu gehen, damit diese bei Team-Projekten wissen, was mit mir ist und wie sie mit mir planen können.

Grundsätzlich gilt natürlich, dass es nicht DIE richtige Entscheidung gibt, ob und wie man über die Erkrankung spricht oder nicht. Für weitere Informationen oder Hilfestellung, welche Argumente es für oder gegen die Kommunikation am Arbeitsplatz gibt, kann dir die folgende Seite helfen: https://sag-ichs.de/gut-zu-wissen/sag-ichs-oder-sag-ichs-nicht

Suche dir (ärztliche) Unterstützung

Sprich auf jeden Fall mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, wenn du merkst, dass du Unterstützung brauchst. Beispielsweise, wenn dich die Erkrankung sehr stark oder immer mehr in deinem (beruflichen) Alltag einschränkt! Es gibt Behandlungsmöglichkeiten für Neurodermitis, die dir dabei helfen können, die Auswirkungen deiner Neurodermitis auf den Beruf so gering wie möglich zu halten.

-Thea

Bildnachweise: 

© AbbVie

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